Varicosis / Krampfadern

Entstehung von Krampfadern:
Krampfadern entstehen in dem Teil des Gefäßsystems, welches wir Venen nennen. Die Venen führen sauerstoffarmes Blut zum Herzen zurück. In den Beinen unterscheidet man ein tiefes von einem oberflächlichen Venensystem. Das Letztere liegt unter der Haut und oberhalb der Muskeln und ist mit sogenannten Taschenklappen versehen, welche den Blutfluss nur in Richtung des Herzens zulassen. Wenn die Venenklappen des oberflächlichen Venensystems nicht mehr schließen, kommt es zu einem Blutstau und daraus folgend zu einer Ausweitung der Venen: Krampfadern sind entstanden.Der Fachbegriff für Krampfadern ist Varicosis.In der Medizin werden primäre, d.h. anlagebedingt durch Bindegewebsschwäche entstandene Krampfadern von sekundären Krampfadern unterschieden, welche zum Beispiel Folge einer Thrombose des tiefen Beinvenensystems sein können.Auch die sekundäre Varicosis entsteht durch Überlastung des oberflächlichen Venensystems, da das Blut aufgrund der Verstopfung des tiefen Beinvenensystems jetzt zusätzlich vom oberflächlichen Venensystem mit aufgenommen werden muss.

 

Krampfadernarten:

Jedes Bein hat zwei oberflächliche Stammvenen. Sind diese Venen von der Varicosis betroffen so sprechen wir von einer Stammvaricosis. Krampfadern in den Seitenästen dieser Venen bezeichnen wir als Seitenastvaricosis.- die große Rosenvene (vena saphena magna) verläuft vom Innenknöchel an der Beininnenseite bis zur Leiste. Im Bereich der Leiste bildet sie den Venenstern und mündet in die tiefe Vene (vena femoralis).- die kleine Rosenvene (vena saphena parva) verläuft vom Außenknöchel bis zur Kniekehle, wo sie in die tiefer liegende vena poplitea einmündet.Das tiefe und oberflächliche Venensystem sind durch Brückenvenen ( venae perforantes) mit einander verbunden. Auch diese Venen besitzen Klappen, welche den Blutfluss im gesunden Zustand nur aus den oberflächlichen Venen ins tiefe Beinvenensystem erlauben. Liegt hier ein Klappendefekt vor so sprechen wir von einer Perforansinsuffiziens.Retikuläre Varizen sind bläulich-livide Venennetze. Hiervon abzugrenzen sind die „Besenreisern“. Hierbei handelt sich um sehr feine, in der obersten Hautschicht liegende bläulich oder rot schimmernde Äderchen, die sich oft flächenhaft ausbreiten. Besenreiser stellen meistens ein kosmetisches Problem dar, sind jedoch oft mit „richtigen“ Krampfadern vergesellschaftet.

 

Ursachen von Krampfadern:

Der genaue Grund für eine primäre Varikosis läßt sich meistens nicht feststellen. Häufig haben Eltern oder Großeltern bereits an einer Varicosis gelitten.Ursache für eine Varicosis können sein:
– eine erbliche Veranlagung
– das weibliche Geschlecht- Schwangerschaft
– zunehmendes Alter- Übergewicht
– stehender Beruf.

 

Beschwerden und Klinik von Krampfadern:

Das Krampfadernleiden, und damit die Beschwerdesymptomatik, nimmt mit zunehmendem Alter zu.Lange vor dem sichtbaren Auftreten von Krampfadern kann es zu müden, schweren Beinen, vor allem beim längeren Stehen oder Sitzen kommen. Diese Beschwerden verstärken sich vor allem in den warmen Sommermonaten.Ein Spannungsgefühl der Haut bis zu stechenden Schmerzen wird häufig von den betroffenen Patienten beschrieben. Nächtliche Wadenkrämpfe haben primär mit einer Varicosis nichts zu tun, werden aber oft im Zusammenhang mit einem Krampfadernleiden gesehen. Geschwollene Knöchel, vor allem am Abend, entstehen durch den überhöhten Druck in den Venen. Es kommt zum Eiweiß- und Wasseraustritt in die Haut. Ferner klagen viele Patienten über unruhige Beine sowie ein Kribbeln.Besteht eine Varicosis bereits eine längere Zeit kann es zu einer Braunverfärbung der Haut kommen. Durch den erhöhten Druck im geschädigten Venensystem gelangen die roten Blutkörperchen in die Haut. Beim natürlichen Abbau dieser roten Blutkörperchen im Gewebe bleibt Eisen zurück, welches sich als braunes Pigment in der Haut ablagert.Der Austritt von Eiweiß führt über längere Zeit zu einer Verhärtung des Gewebes. Ekzeme mit lästigem Juckreiz sind ebenfalls Folge des erhöhten Venendruckes.Bei Fortbestehen der Hautschädigung durch unbehandelte Krampfadern kommt es zum sehr schmerzhaften \“offenen Bein\“, dem ulcus cruris. Komplikationen einer Varicosis sind das ulcus cruris, die Thrombose mit der Gefhr einer Lungenembolie und die Blutung aus einem Varixknoten.

 

Behandlungsstrategie und Operationstechniken:

Da es sich bei der Varicosis um eine fortschreitende Erkrankung handelt, ist es nicht ratsam bis zum letztmöglichen Behandlungszeitpunkt zu warten. Sichtbare Krampfadern stellen eine Operationsindikation dar, jedoch können Beschwerden wie Spannungsgefühl oder geschwollenen Beine auch ohne sichtbare Krampfadern bereits eine Indikation darstellen. Je weniger der Arzt behandeln muß, umso geringer sind die Komplikationen und umso schneller sind Sie wieder auf den Beinen. Die operative Behandlung der Varicosis hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Wie in der großen Bauchchirurgie kommen auch bei der Beseitigung der Varicosis \“minimalinvasive Operationstechniken\“ zur Anwendung. Mehr als 90% aller Krampfadernoperationen werden ambulant durchgeführt. Auf Wunsch des Patienten und bei Vorliegen von Kontraindikationen ist jedoch eine Krankenhausbehandlung mit Übernachtung möglich.Bei der reinen Seitenastvaricosis ist der Goldstandart die Mikrophlebektomie mit sogenannten Varadey-Häkchen. Größere Schnitte sind hierbei nicht notwendig. Die kleinen Einstiche müssen meist nicht genäht werden, sondern werden mit speziellen Pflastern versorgt. Langfristig bleiben so kaum Narben zurück. Nach der Operation werden Kompressionsstrümpfe getragen um so der Entstehung von Blutergüssen entgegenzuwirken.Ist die Stammvene, was häufig der Fall ist, ebenfalls betroffen, gibt es mittlerweile verschiedene Verfahren zur Sanierung.Ein Verfahren ist das Heraussziehen der Vena saphena magna mit einem Venenstripper. (Stripping der vena saphena magna) Hierbei wird über einen Leistenschnitt die Einmündung der oberflächlichen Vene in das tiefe Beinvenensystem aufgesucht. Die Vene wird dann über einen weiteren kleinen Hautschnitt unterhalb des Knies ausgeleitet und gezogen.Nach Versorgung der Leistenwunde wird ein steriler Verband angelegt und das Bein für 24 Stunden mit speziellen elastischen Wickeln versorgt. Hiernach muß für die Dauer von 2 Wochen ein Kompressionsstrumpf getragen werden.

 

Schaumverödung von Krampfadern:

Kleine Krampfadern und \“Besenreiser\“ lassen sich erfahrungsgemäß gut veröden. Bei der Verödung wird mit einer ganz feinen Nadel ein spezieller, verdünnter Alkohol (Wirkstoff: Polidocanol) in die Vene gespritzt. Dieser Alkohol bewirkt eine Entzündung der Venenwand. Anhand der nachfolgenden Kompression mittels Kompressionsstrümpfen wird ein Verkleben der Venenwand erzielt. Der Kompressionsstrumpf wird für 24 Stunden getragen. Unmittelbar nach der Verödung sollten Sie eine halbe Stunde fest gehen zur Thromboseprophylaxe. Ebenso ist Sonnenbaden oder Sauna für circa 6 Wochen zu unterlassen, da es sonst an den behandelten Stellen zu Hautverfärbungen kommen kann. Die Verödungstherapie ist nicht nebenwirkungsfrei. Schmerzen nach der Behandlung, allergische Reaktionen, Hautgeschwüre, Thrombosen sind selten und bedürfen der Behandlung durch einen Arzt.

 

Nicht verödet werden darf bei:
-Bettlägrigkeit
-schweren Allgemeinerkrankungen
-schwerer arterieller Verschlußerkrankung ( Schaufensterkrankheit )
-eingeschränkter Gehfähigkeit
-Wassereinlagerungen in den Beinen
-Thrombose

Alter stellt keinen limitierenden Faktor für eine Verödungstherapie dar.

 

Nachbehandlung: Der medizinische Kompressionsstrumpf

Nach jedem operativen Eingriff an den Venen ist zum Erreichen eines bestmöglichen Ergebnisses erforderlich, einen medizinischen Kompressionsstrumpf zu tragen. Aufgrund neuer feiner Mikrofasern ist der Tragekomfort deutlich verbessert worden, wenn auch zuweilen, besonders in den warmen Monaten es manchmal schwer fällt die Strümpfe konsequent zu tragen. Die heutigen Strümpfe sind luftdurchlässig, in verschiedenen Farben zu haben, anschmiegsam und leicht zu pflegen. Durch spezielle Anziehhilfen ist es auch dem betagten Mitmenschen möglich seine Kompressionsstrümpfe ohne fremde Hilfe anzuziehen.Kompressionsstrümpfe lindern die Folgen einer Krampfadernerkrankung, so daß es bereits sinnvoll sein kann lange vor einer nötigen Operation sich diesbezüglich beraten zu lassen.

 

Was bewirkt ein Kompressionsstrumpf:

Der Kompressionsstrumpf sollte bereits nach der morgendlichen Hygiene angezogen werden, da so am Wirkungsvollsten das Anschwellen und damit Schmerzen in den Beinen verhindert werden kann.- Durch die Kompression wird der Venendurchmesser im tiefen und oberflächlichen Venensystem verengt. Dadurch fließt das Blut schneller und einer Thrombose wird vorgebeugt. – Nach einer Operation läßt sich das Auftreten von schmerzhaften Blutergüssen vermeiden beziehungsweise vermindern.KompressionsklassenJe nach Schweregrad der Krampfadernerkrankung gibt es insgesamt 4 Kompressionsklassen, welche eine differenzierte Versorgung gewährleisten.- Kompressionsklasse Ibei leichten Schwellungen, müden, schweren Beinen, zur Thromboseprophylaxe- Kompressionsklasse IIbei deutlichen Krampfadern, nach tiefer und/oder oberflächlicher Thrombosennach Krampfadern-Operation, nach Verödung, nach abgeheiltem ulcus cruris.- Kompressionsklasse IIIbei starkem Lymphödem, wenn Kompressionsklasse II keine ausreichende Beschwerdefreiheit erbracht hat- Kompressionsklasse IVbei stärksten Beschwerden, sind jedoch sehr schwer anzuziehen und werden nur höchst selten verordnetDie Tragedauer beträgt nach einer Operation je nach angewandter Technik zwischen 2 Wochen bis 3 Monaten.